Eviva Mindelonia

Mindelonia Lied

Der Mindelheimer Faschingsmarsch

Text: Karl Spies - Musik: Helmut Baader


Mindelheim ganz groß
Achtung fertig los
jetzt hinein mit Schwung
und ihr seid alle wieder jung,
laßt das meckern heut,
seid vernünft´ge Leut
küßt und herzt und trinkt
es ist die allerschönste Zeit.
Mindelheimer ran, jeder wie er kann
jeder findet Platz
in unserm tollen Narrenkahn
ein jeder sorgt für Stimmung hier
und wer nicht will geh´ vor die Tür
wir wollen heute lustig sein
und uns des Lebens freun
drum machet Platz den Narren all
und seid des Prinz Vasall
macht mit, ihr werdets nicht bereu´n.

Hau ruck, hau ruck, land it luck
Eviva eviva, die närrische Zeit
eviva eviva, seit allzeit bereit.

Hau ruck, hau ruck, land it luck
Eviva eviva, die närrische Zeit
eviva eviva, seit allzeit bereit.

Die Geschichte des Mindelonia-Liedes

Der Mindelheimer Faschingsmarsch (von Helmut Baader)


Nach dem 2. Weltkrieg waren wir als Musiker ganz begeistert, als 1948 die ersten Faschingsbälle gefeiert wurden. Das ganze Umland kam nach Mindelheim, um mit dabei zu sein. In fast jeder Mindelheimer Gaststätte fanden Bälle statt und in jeder kleinen Hütte wurde geschunkelt und getanzt. Eng ging es zu, aber gemütlich war es und schön. Unsere Frauen haben eigene Kostüme entworfen. Einmal gingen sie als Kartenspiel, jede als eigene Karte.

Und wir als Musiker konnten die Menschen mit neuen Rhytmen begeistern und mitreißen. Unsere typische Besetzung bestand aus Klavier, Bass und einem Stehgeiger - wohl eine etwas andere Besetzung als mit Percussion, E-Gitarre und Keyboard wie heute üblich. Leider fehlte uns noch die richtige Erkennungsmelodie für unsere Bälle. Da ich von Anfang an bei den Faschingsbällen spielte, kam im Jahr 1950 Karl Spies auf mich zu und fragte, ob ich einen von ihm geschriebenen Text vertonen würde. Natürlich sagte ich ja, mit dem hier abgedruckten Ergebnis.

Dieser Marsch wurde dann 1961 von Johann Georg Malinovski und mir auch noch für Klavier und Streichorchester umgeschrieben, dazu kam eine Fassung für die Sängervereinigung und mit Franz Zak zusammen konnte sogar eine Variante für Blasmusik (für die Stadtkapelle) geschaffen werden. Der Marsch doch über einige Jahre recht populär. Wir Faschingsleute und später die Mindelonia marschierten mit diesem Marsch auf die Bälle ein. Und Herr Malinovski ließ es sich während der Faschingszeit als Organist der Stadtpfarrkirche nicht nehmen, den Faschingsmarsch als Nachspiel beim Gottesdienst zu Gehör zu bringen - besonders wenn er wusste, dass ich anwesend war - ein schöner Spass!


Anmerkung der Redaktion: Helmut Baader hat auch Faschingspaaren der nachfolgenden Jahre jeweils einen Marsch oder Walzer kompniert. Der Mindelheimer Faschingsmarsch von 1950 aber hat sich bis heute als "Mindelonia-Lied" etabliert und wird noch immer gesungen.

Text aus "Fasching und Fasnacht" von Franz Sirch und Maximlian Spies (ISBN 3-00-012215-X)

Für die Mitglieder des Hofstaates der Mindelonia ist es noch heute Pflicht den Text des Mindelonia-Liedes auswendig zu können.

1961: Erstmals "Eviva Mindelonia"

Die Geburt eines Schlachtrufes - von Willi Schielle


Die ersten Faschingsprinzen nach dem Krieg wurden vorwiegend aus den Reihen des TSV Mindelheim rekrutiert: Alfred Lew, Franz Hildisch, Walter Färber, Dr. Carl Gregor, Hans Peter, Wilhelm Ketterl. All diese Prinzen mussten sich einen besonderen Schlachtruf für ihren Fasching einfallen lassen. Das bedeutete in jedem Jahr einen neuen Schlachtruf, nicht zuletzt auch für das Närrische Volk!

Im Oktober 1960 konnte mich Karl Spies vom Frundsberg-Stadtverband beziehungsweise als Mindelonia-Präsident davon überzeugen, dass ich den Faschingsprinzen für die Saison 1961 machen sollte. Ein Jahr zuvor hatte ich im Elferrat mitgewirkt und beim Skifasching des Alpenvereins verdiente ich mir auch schon einige Sporen in Sachen Fasching. Durch meine frühzeitige Zusage war es sodann erstmals in Mindelheim möglich, einen Faschingsprinzen am 11.11.1960 zu proklamieren. Das war in der Weinstube "Bürger u. Hafner, Inhaber Erwin Dietz".

Nach diesem Ereignis suchte ich zunächst meine Aufgabe darin, einen schlagkräftigen Hofstaat zu bilden. In diesem Zusammenhang entstand, wahrscheinlich erstmals, ein Hofstaat-Management in größerem Umfang. Wir trafen uns fortan jeden Freitag in der "Katakombe" des ehemaligen Cafes Union um über den kommenden Fasching zu beraten. Mein Wunsch war es, endlich einen dauerhaften Schlachtruf der Mindelonia zu finden. Meine ausgesetzte Prämie war: 1 Flasche Sekt beim kommenden Krönungsball! Jeden Freitag rauchten die Köpfe der Hofstaatgesellschaft, bis endlich ein Vorschlag von Elferrat Dieter Mierbach weitgehendste Akzeptanz fand: Eviva Mindelonia!!

Bereits am 7.1.1961 wurde der Krönungsball angesetzt. Erstmals öffentlich und zugleich erstmals im Großen Kolpingsaal. Nebenbei bemerkt: exakt nach 40 Jahren fand im Jahr 2001 der letzte Krönungsball im Kolpinghaus Mindelheim statt! Früher als sonst, wurden an den Türmen der Stadt die berühmten Turmfiguren aufgezogen. Das war die Gelegenheit für eine besondere Aktion! Aus heutiger Sicht war es eine Prämiere: der "Durahansel" wurde von seiner Tollität dem Prinzen Wilhelm III. von Wirrwarr und dessen Hofstaat in besonderer Weise begrüsst. Dieser Gag ist zwischenzeitlich selbstverständliches Zeremoniell unseres Faschings geworden. Ebenso die Trauerfeier am Faschingsdienstag als Einleitung zum jeweiligen Kehraus. Unser zusätzlicher Gag war damals die Verwendung des neuen, und immerwährenden Schlachtrufes "Eviva Mindelonia"! Die versprochene Prämie in Form einer Flasche Sekt und zusätzlichem Orden beim Krönungsball an den Elferrat Dieter Mierbach war fällig und sicherlich keine Fehlinvestition!

Noch eine kleine Anmerkung an meinen damaligen Krönungsball. Der Krönungsball war turbulent und machte durstig... ich trank allerdings weder Sekt noch Schnaps (obwohl der Schlager "Schnaps, das war sein letztes Wort..." unsere Einzugsmelodie war) sondern nur einige Gläser Bier mit der Gesamtzeche von DM 4,30 -in Worten: Viermarkdreissig! Das waren noch Zeiten!! Eviva Mindelonia.